Auflösung des Gulag-Systems und Gulag-Erinnerungen
Kurz nach Stalins Tod im März 1953 begann die neue Führung das Gulag-System zu reorganisieren. Die ineffektive Zwangsarbeit und die hohen Kosten der Lager bewirkten, dass der Großteil der Lager aufgelöst wurde. Eine Aufarbeitung der Geschichte des Gulag fand nicht statt.
Während Nikita Chruschtschow im Zuge einer dosierten Entstalinisierung einige Veröffentlichungen über den Gulag zuließ, konnten unter seinem Nachfolger Leonid Breschnew keine Publikationen über die Lager erscheinen. Erst die Reformpolitik Michail Gorbatschows ermöglichte seit 1986 eine stärkere Auseinandersetzung. Bisher verbotene Bücher erschienen ebenso wie neu entstandene Erinnerungsliteratur der ehemaligen Häftlinge. Initiativen, wie die seit 1988 tätige Gesellschaft „Memorial“, forderten eine Aufarbeitung der Geschichte des Gulag und die umfassende Rehabilitierung der Opfer.
Stalins Tod
Am 5. März 1953 starb Josef Stalin. Sein Tod löste bei den Häftlingen des Gulag Erwartungen aus, die zwischen Hoffnung und Resignation schwankten.
Nikita Chruschtschow, der als Mitglied des Politbüros (Präsidiums) des Zentralkomitees (ZK) der KPdSU und Parteisekretär von Moskau zum engsten Führungskreis Stalins gehört hatte, entschied den Kampf um die Nachfolge zu seinen Gunsten. Nach einer Übergangszeit wurde Chruschtschow im September 1953 zum Ersten Sekretär des ZK der KPdSU gewählt. Schrittweise wurde die sowjetische Gesellschaft nun von einigen der schlimmsten Auswüchse des Stalinismus befreit.
Führende Politiker und Militärs tragen den Sarg Stalins in das Mausoleum, 9.3.1953. Im Vordergrund sind Lawrenti Berija (1. v. l.) und Nikita Chruschtschow (3. v. l.) zu sehen.
Berija, seit 1938 Chef der sowjetischen Geheimpolizei, trug für den Terror der Stalinzeit und den Gulag entscheidende Mitverantwortung. Nach Stalins Tod zunächst Erster Stellvertretender Ministerpräsident sowie Innenminister wurde er im Juni 1953 auf Weisung Chruschtschows verhaftet, im Dezember 1953 in einem Geheimprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Quelle: Russisches Staatsarchiv für Kino- und Fotodokumente, Krasnogorsk