Der Fünfjahrplan
Für die Bolschewiki besaß die industrielle Entwicklung des Landes höchste Priorität. Über den „richtigen Weg“ entbrannte in der Partei ein heftiger Streit.
Der erste Fünfjahrplan (1928–1932) stellte die Weichen. Marktwirtschaftliche Anreize spielten keine Rolle mehr. Für die Verwirklichung der wirtschaftlichen Großprojekte griff die sowjetische Regierung zunehmend auf Zwangsarbeit zurück. Zwar stärkte die Industrialisierung die UdSSR, aber völlig überzogene Planziele und rücksichtslose Methoden führten zu zahlreichen Missständen.
Der Fünfjahrplan wurde von einer großen Propagandakampagne begleitet, die die Überlegenheit des Sowjetkommunismus, auch dem Ausland gegenüber, demonstrieren sollte (z. B. mit der mehrsprachigen Zeitschrift „USSR im Bau“). Bilder der Großbauten waren in der Öffentlichkeit überall präsent. Diese Fotos zeigten aber nicht, dass die gigantischen Projekte ohne die schnell wachsende Zahl von Gulag-Häftlingen gar nicht realisierbar gewesen wären.
In Schauprozessen gegen „Schädlinge“ wurden der Öffentlichkeit Sündenböcke präsentiert. Dennoch entstand in Teilen der sowjetischen Bevölkerung eine Aufbruchsstimmung – zumal sich der Aufschwung im Kontrast zur Weltwirtschaftskrise vollzog.
Karte der UdSSR, 1931.
Beschriftung rechts unten: „Sie ist anders als die alten Karten. ‚Der Fünfjahrplan in Aktion‘. Die Arbeitslosigkeit ist beseitigt. Für alle gibt es so viel Arbeit, dass 160 Millionen Menschen dafür nicht ausreichen. Hunderte von Großbaustellen sind hier gar nicht vermerkt – auf der Karte würde der Platz für alle Baustellen nicht ausreichen.“
Quelle: Sammlung „Memorial“, Moskau
Baustelle in Magnitogorsk (Ural), um 1931.
Der Aufbau eines gigantischen Zentrums der Eisen- und Stahlproduktion einschließlich der dazugehörigen Stadt war ein Hauptprojekt des Fünfjahrplans. Der Umfang der Stahlproduktion galt als einer der wichtigsten Gradmesser für die industrielle Entwicklung.
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Berlin